Mit zwei Hummeln auf einer Sonnenhutblüte hatten wir per Plakat zu einem Vortrag eingeladen.
Die Veranstaltung zum Thema: Wie erhöhen wir die Artenvielfalt im eigenen Garten, und wie können wir Bienen unterstützen, fand im Garten der ortsansässigen Familie Reemts am Freitagabend, 07.08.2020 statt.
Corona geschuldet mussten Stühle mit Abstand gestellt, Personalien festgehalten und Desinfektionsmittel bereitgestellt werden. Mit insgesamt 26 Personen ließen sich die Hygieneregeln aber bestens befolgen und die herangeschafften Sitzgelegenheiten im Garten waren alle besetzt.
Eingeladen als Gesprächspartner war der Berufsimker Jürgen Helebrant aus Ueberau. Er hatte passenderweise neben dem Bienenstock im Garten Platz genommen und kam beinahe sofort in den direkten Dialog mit dem interessierten Publikum, das fast zwei Stunden lang nicht müde wurde immer wieder Fragen zu stellen. Helebrant erläuterte die Stellung des Imkers in der Landwirtschaft, der tatsächlich als Landwirt gilt und unentbehrlich für unsere Landwirtschaft ist. Er beantwortete viele Fragen zur Bienenhaltung und Bekämpfung der Varroa-Milbe, erklärte geschichtliches zur Bienenzucht und verglich Hobby- und Berufsimkerei.
Ausgleichsflächen und Blühstreifen waren ein längeres Thema: Erstaunt hat die Information, dass einige der wunderschön anzusehenden Blühstreifen aus Sonnenblumen und Phacelia (Bienenfreund), die vermeintlich den Insekten dienen, mit Hybridpflanzen bestückt sind. Diese bieten, da auf Ertrag und nicht auf Fortpflanzung gezüchtet, Insekten zu wenig bis keine Nahrung, weil sie kaum Pollen oder Nektar produzieren. Hinzu kommt, dass Blühstreifen oft bereits nach der Blüte umgepflügt werden und der entstandene Lebensraum somit vernichtet wird. Aber nicht nur Landwirte übernehmen Verantwortung für die Zukunft der Artenvielfalt, jeder Gartenbesitzer kann nach seinen Möglichkeiten im eigenen Garten mitwirken. Man muss es nur wollen.
Von großem Nutzen sind Sandhaufen, Holzstapel, oder abgestorbene Obstbäume, die quasi von selbst, schnell von verschiedensten Insekten bevölkert werden. Der Nutzen entsteht aber erst durch Dauer. Räumt man den Sandhaufen nach einem Jahr ab, ist der Lebensraum dahin, und die angesiedelten Arten wieder verschwunden. Eigentlich logisch. Möchte man nachhaltig etwas bewirken, sollte sich die übernommene Verantwortung kontinuierlich und über mehrere Jahre erstrecken.
Leider genügt es laut Helebrant auch nicht, den Garten einfach sich selbst zu überlassen, im Sinne von „die Natur wird’s schon richten“. Vielmehr ist es wichtig darauf zu achten, dass für Bienen und andere Insekten von März bis September ein durchgehendes Angebot an geeigneten Blühpflanzen zur Verfügung steht. Das heißt vor allem viele offenblühende, nicht gefüllte Blumen und keine Hybriden. Dies bedarf der Planung und bedeutet Einsatz, da wuchernde und dominante Arten weiterhin in Schach gehalten werden müssen. Dafür dürfen abgeblühte Stauden zumindest bis in den nächsten Frühling stehen bleiben, dem Rasenmäher muss nicht die komplette Wiese zum Opfer fallen und vielleicht könnte er auch etwas weniger häufig gemäht werden.
Und Blumen und Blüten sind, da waren sich wahrscheinlich alle einig, auch für Menschen ein Gewinn, ganz im Gegensatz zu den vielerorts entstandenen traurig, steinigen Vorgärtenwüsten aus dem Baumarkt. Immerhin, mehrere Anwesende sind dabei, in Zukunft von Hybridpflanzen Abstand zu nehmen und ihr Saatgut für die nächste Saison bei einem zertifizierten Bio- Anbieter zu bestellen.
Alles in allem ein gutes Fazit, viele neue Anregungen und als Veranstaltungsform ausbaufähig. Vielleicht der Anfang einer Reihe von „Gartengesprächen“?